Aufgrund der hormonellen Veränderungen sowie gewissen Risikofaktoren kann es auch in der Schwangerschaft zu Diabetes kommen (Schwangeschaftsdiabetes, Gestationsdiabetes). Dann liegt eine Störung der Blutzuckerverarbeitung vor, die Folgen für Mutter und Kind haben kann. Da sich Symptome meist nicht bemerkbar machen, werden verschiedene Tests zur Früherkennung empfohlen.
Diabetes in der Schwangerschaft – warum?
Bei der Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes scheinen verschiedene Faktoren eine Rolle zu spielen. Insbesondere die veränderte Hormonlage ist von Bedeutung: So können bestimmte Hormone, die in der Plazenta gebildet werden, den Blutzucker in die Höhe treiben. Es muss eine verstärkte Insulinfreisetzung erfolgen, um hier regulierend einzugreifen – das gelingt nicht immer, der Schwangerschaftsdiabetes entsteht.
Meist sind es aber auch gewisse Risikofaktoren, die Schwangerschaftsdiabetes begünstigen. Besteht zum Beispiel Übergewicht oder eine genetische Vorbelastung, wird Ihr Frauenarzt gleich nach Feststellung eine Blutzuckeruntersuchung durchführen, um einen möglicherweise bereits bestehenden Diabetes frühzeitig zu erkennen.
In der Regel tritt Gestationsdiabetes aber meist erst im letzten Schwangerschaftsdrittel auf.
Zahlen und Fakten
Gestationsdiabetes
Rund 10 Prozent der werdenden Mütter sind betroffen
Meist tritt Schwangerschaftsdiabetes im letzten Schwangerschaftsdrittel auf
Schwangerschaftsdiabetes kann für Mutter und Kind gefährlich werden
Zur Diagnose wird Schwangeren ein Zuckerbelastungstest zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche empfohlen. Bei bestehenden Risikofaktoren ist dieser Test zwingend notwendig
Vor dem Zuckerbelastungstest kann ein einfacher Suchtest durchgeführt werden
Das Risiko, nach der Schwangerschaft an Typ-2-Diabetes zu erkranken, ist erhöht. Hier kann eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung im Alltag präventiv wirken
Etwa 40 % der Frauen leiden in der nächsten Schwangerschaft erneut unter Gestationsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes: Mögliche Folgen für Mutter und Kind
Die gute Nachricht vorab: Auch bei Gestationsdiabetes verläuft die Schwangerschaft meist ganz normal.
Einflüsse auf die Entwicklung des Kindes sind aber nicht ausgeschlossen.
Mögliche Folgen für das Kind können sein:
Übermäßiges Wachstum des Kindes
Ggf. Probleme bei der Geburt durch die Größe des Kindes
Unterzuckerungen, Anpassungsprobleme nach der Geburt, die aber bei entsprechender Überwachung meist gut behandelt werden können
Gut zu wissen:
Wurde bei Ihnen Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert, ist nicht davon auszugehen, dass auch Ihr Kind Diabetes hat.
Für die werdende Mutter kann Schwangerschaftsdiabetes zu Bluthochdruck (Präklampsie) und häufigen Harnwegsinfektionen führen. Auch die Kaiserschnitt-Rate bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ist erhöht. Hier kann eine geeignete Behandlung vorbeugen.
Wichtig zu wissen:
Nach der Geburt normalisieren sich üblicherweise auch die Blutzuckerwerte. Allerdings kann Schwangerschaftsdiabetes als „Warnschuss“ verstanden werden. Denn das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, ist nun in den nächsten Jahren erhöht. Hier können geeignete Maßnahmen wie eine Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und ggf. Abbau von Übergewicht hilfreich sein. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt beraten.
Schwangerschaftsdiabetes: Diagnose
Schwangerschaftsdiabetes zeigt sich meist nicht durch charakteristische Symptome. Ein übermäßiges Wachstum des Kindes oder eine erhöhte Fruchtwasser-Menge können Indizien sein.
Experten empfehlen heute verschiedene Untersuchungen zur Früherkennung von Schwangerschaftsdiabetes bzw. zum Erkennen einer bereits bestehenden Diabetes-Erkrankung bei Schwangerschaftsbeginn:
Bei Feststellung der Schwangerschaft: Risiko-Abfrage durch Ihren Frauenarzt und ggf. Blutzuckeruntersuchung. Bei positivem Ergebnis erfolgt in der Regel die Überweisung an einen Diabetologen
Zuckerbelastungstest in der 24.-28. SSW
Vor dem Zuckerbelastungstest kann ein einfacher Suchtest durchgeführt werden. Ist dieser positiv, übernimmt die Krankenkasse die Kosten eines Zuckerbelastungstests
Was tun bei Schwangerschaftsdiabetes?
Bei der Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes geht es darum, die Blutzuckerwerte zu normalisieren. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen die Begrenzung der Gewichtszunahme in der Schwangerschaft bei übergewichtigen Frauen (keine Diät in der Schwangerschaft!), eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung. Wichtig zu wissen: Auch normalgewichtige Frauen sollten in der Schwangerschaft nicht mehr als 12 Kilo zunehmen.
Etwa 15 Prozent der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes benötigen eine Insulintherapie bis zum Geburtszeitpunkt. Tabletten gegen Diabetes sind in der Schwangerschaft nicht geeignet.
Grundsätzlich sollten alle Frauen mit Gestationsdiabetes lernen, Ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Hier spielen moderne Blutzuckermessgeräte eine wichtige Rolle, denn diese erleichtern die Messung und Protokollierung heute enorm.
Alles über das Thema Blutzuckermessen lesen Sie hier.
Tipps bei Diabetes
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Bewegung im Alltag
Körperliche Aktivität spielt bei Diabetes eine wichtige Rolle. Schließlich hat Bewegung vielfältige positive Effekte: Sie senkt den Blutzuckerspiegel, reguliert den Blutdruck, verbessert die Blutfettwerte und hilft dabei, Übergewicht abzubauen.
Um Ihr Bewegungskonto wieder auf Vordermann zu bringen, hier einige Anregungen:
Fangen Sie klein an: Mit dem Fahrrad zur Arbeit, täglich ein 15-minütiger Spaziergang, Treppe statt Aufzug – am Anfang zählt vor allem der Wille, etwas zu verändern
Wählen Sie eine Sportart, die Freude macht. Egal ob Nordic Walking, Schwimmen oder Tanzen – wenn Sie mit dem Herzen dabei sind, bleiben Sie auch am Ball
Suchen Sie sich einen Trainingspartner – gemeinsam ist der innere Schweinehund leichter zu besiegen
Wichtig:
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Diabetes-Berater informieren, was Sie bei sportlichen Aktivitäten beachten sollten.
Eine ausgewogene Ernährung ist bei Diabetes grundsätzlich wichtig. Denn was wir essen, hat direkten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Bei Typ-2-Diabetes ist eine Ernährungsumstellung daher meist wesentlicher Bestandteil der Therapie. Kein Wunder, gelten doch Übergewicht und eine zu kalorienreiche Kost als wesentliche Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes.
Menschen mit Diabetes sollten grundsätzlich wissen, wie sich Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Bei der Gabe von Insulin sollte die Insulindosis auf die zugeführten Kohlenhydrate abgestimmt werden. Hier bietet eine Schulung die nötige Orientierung.
Da Menschen mit Typ-1-Diabetes einen absoluten Insulinmangel haben, sind sie ihr Leben lang auf Insulin angewiesen. Anders sieht es bei Typ-2-Diabetikern aus: Sie haben einen relativen Insulinmangel, der mitunter ohne die Gabe von Insulin aufgefangen werden kann. Eine wichtige Rolle spielen dabei unter anderem regelmäßige sportliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und der Abbau von Übergewicht. In einigen Fällen kann zusätzlich die Einnahme bestimmter Tabletten sinnvoll sein. Erst wenn diese Maßnahmen nicht greifen, ist auch bei Typ-2-Diabetes in der Regel eine Insulintherapie angezeigt. In Deutschland spritzen rund 1,5 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes Insulin.
Allen Menschen mit Diabetes und ggf. ihren Angehörigen wird ein spezielles Schulungsprogramm angeboten. Dabei steht das Selbstmanagement der Stoffwechselerkrankung im Fokus. Unter anderem geht es bei Schulungen um Aufklärung über das Krankheitsbild, Blutzuckerselbstkontrolle, Umgang mit Komplikationen wie Unterzuckerungen sowie Tipps für eine gesunde Lebensführung. Auch spezielle Aspekte wie zum Beispiel die Themen Beruf oder Versicherungen werden berücksichtigt.
Lassen Sie sich dazu von Ihrem behandelnden Arzt umfassend beraten. Fest steht: Je genauer man sich mit Diabetes auskennt, desto freier, selbstbestimmter und aktiver lässt sich der Alltag gestalten.
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